Die
Gefährdete Nutztierrasse des Jahres 2011
„Gefährdete
Nutztierrasse des Jahres 2011“ - Das Limpurger Rind Harald
Glasbrenner, Schwäbisch Hall Das
Limpurger Rind wurde von der Mitgliederversammlung der GEH zur „Gefährdeten
Nutztierasse des Jahres 2011“ ernannt. Die GEH möchte sich an dieser
Stelle vielmals bei der Züchtervereinigung Limpurger Rind für die
Bereitschaft bedanken, dieses Jahr gemeinsam zu begehen.
Wir freuen uns auf viele interessante Veranstaltungen und weitere
Interessenten an dieser wunderschönen Rinderrasse. Die
Limpurger sind die älteste Rinderrasse Baden-Württembergs Verbreitung/Herkunft Bekannt
auch als „Leintäler“ umfasst ihr Verbreitungsgebiet im Wesentlichen
die Gebiete östlich von Stuttgart wie den Raum Aalen, Schwäbisch Gmünd
(Ostalbkreis), Gaildorf (Kreis Schwäbisch Hall) sowie den Welzheimer Wald
(Rems-Murr-Kreis). Dabei handelt es sich überwiegend um die Gebiete der
ehemaligen Grafschaft Limpurg, die damit der Rasse zum Namen verhalf. In
jüngerer Zeit werden Tiere auch zunehmend im Raum Schwäbisch Hall und
Hohenlohe gehalten. Die
Ursprünge fand der Limpurger Schlag Literaturangaben zu Folge nach dem
30-jährigen Krieg (1618-1648) aus Kreuzungen von übrig gebliebenem Roten
Landvieh mit Allgäuer Vieh. Mit
zunehmender Intensivierung der Landwirtschaft führte 200 Jahre später
die Verdrängungskreuzung mit Simmentaler Vieh aus der Schweiz zum
Niedergang vieler württembergischer Landschläge. Die
feingliedrigen Tiere sind einfarbig gelb in Tönung von hellgelb bis
rotgelb mit hellem Flotzmaul sowie einem hellen Ring um die Augen. Dank
der vorzüglichen Eigenschaften, wie die für damalige Zeiten gute
Milchleistung, zartes Fleisch, feiner Knochenbau und hervorragende
Brauchbarkeit als Zugtiere, trotzten die Limpurger Rinder dieser
Entwicklung. Zwischen ca. 1850 und 1897 kam es zu einer Blütezeit des
Limpurger Rindes und 1897 zählte man 56000 Limpurger. Der
Niedergang Der
danach einsetzende stetige Rückgang der Rinderzahlen war vielschichtig.
1925 zählte man noch rund 20000 Tiere, 1951 waren es nur noch 55 Bullen
und 4400 Kühe. Dass sich das Limpurger Rind über die 1950iger Jahre
hinaus dennoch halten konnte, lag hauptsächlich an ihrer vorzüglichen
Eignung zur Arbeit in kleinbäuerlichen, oft sehr kargen Verhältnissen,
wo man sich den Einsatz von Ochsen und Pferden nicht leiste konnte. Die
zunehmende Verbreitung des Fleckviehs als Zweinutzungsrind und die
unaufhaltsam fortschreitende Mechanisierung der Landwirtschaft führten
dazu, dass die hervorragenden Eigenschaften als Dreinutzungsrind (harte
Klauen, Ausdauer, feines Fleisch gute Mastfähigkeit in Kombination mit
dennoch respektabler Milchleistung) nicht mehr gefragt waren. Anfang
der 80iger Jahre galt das Limpurger Rind offiziell als ausgestorben. Ein
neuer Anfang Nachforschungen
im Jahre 1986 von Prof. Dr. Sambraus und Hans Wieland ergaben, dass noch
etliche limpurgerblütige Tiere vorhanden waren. 1987 wurde mit Hilfe der
GEH und dem Tierzuchtamt Schwäbisch Hall die Züchtervereinigung
Limpurger Rind ins Leben gerufen. Sie
startete mit 14 Mitgliedern und 56 Kühen. Bereits 5 Jahre später, war
die Zahl der Mitglieder auf 60 und die Zahl der Tiere auf 117 angestiegen. Wertvolle
Bereicherungen der Population fanden sich bemerkenswerterweise nach
intensiver Öffentlichkeitsarbeit auf entlegenen Höfen, oder in einem
speziellen Fall in Kirchdorf-Unteropfingen, weit außerhalb des
eigentlichen Zuchtgebietes. Die
Einbindung der Züchtervereinigung an den Rinderzuchtverband Baden-Württemberg
– Regionalverband Schwäbisch Hall und die damit verbundene Herdbuchführung
förderte die organisatorische Entwicklung nachhaltig. Im Juli 2000 wurden
dann die Zucht- und Besamungsorganisationen des Landes in der Rinderunion
Baden-Württemberg zusammengeschlossen. Die
Zucht Das
Zuchtbuch der Limpurger ist sowohl für reinrassige als auch für
eingetragene Zuchttiere in Abteilungen gegliedert. Die Zuordnung erfolgte
bei der Eintragung unter Berücksichtigung von Abstammung und Leistung. Zu
dem einzigen noch verbliebenen Vatertier des Limpurger Typs, dem Bullen
Herzog, stellte man 3 weitere Bullen mit der Blutführung der verwandten
Rassen Gelbvieh, Glan-Donnersberger und Lahnvieh zur Verfügung. Diese
Rassenverwandtschaft wurde bereits in den vergangenen Jahrhunderten zuvor
schon immer wieder zur Blutauffrischung sowohl auf der einen als auch auf
der anderen Seite verwendet. Somit
wurde der Neuanfang auf eine breite Basis gestellt und die Gefahr der
Inzucht von Anfang an durch gezielte Anpaarung minimiert und bekämpft.
Wertvolle Hilfe leistet hier das Anpaarungsprogramm „Optimate“, dass
von der Tierärztliche Hochschule Hannover entwickelt wurde. Stand
heute Heute
stehen den Züchtern für die Besamung aus den vier Bullenlinien insgesamt
24 Söhne, Enkel und Urenkel zur Verfügung. Ein bedeutender Teil der Kühe
wird im Natursprung gedeckt, was der Blutlinienverengung/Inzucht ebenfalls
entgegenwirkt. Mit
über 400 Kühen ist die Rasse zwar nach wie vor stark gefährdet, ist
aber mit stetig anwachsender Tierzahlen stabil. Nach Jahren des Aufbaus
ist es heute wieder möglich, gezielt Tiere für die Zucht auszuwählen
und zu selektieren. Der Milchviehbestand ist allerdings trotz
Milchleistungen von 4500 bis 7000 kg leicht rückläufig. Die
Stärken für die Zukunft Die
Stärken in der Zukunft liegen in den Stärken der Vergangenheit. Das
Limpurger Rind erfreut sich zunehmender Beliebtheit im Bereich der
Mutterkuhhaltung und somit auch gerade wieder als hervorragender
Fleischlieferant. Langlebigkeit, Frohwüchsigkeit, Robustheit, Ausdauer,
Genügsamkeit, umgänglicher Charakter, feiner Knochenbau, gute
Ausschlachtung, feinfaseriges Fleisch, durch ordentliche Milchleistungen
außerordentliche Tageszunahmen der Absetzer in der MK-Haltung und die
Liebe der Tierhalter zu ihren Tieren macht das Limpurger Rind zur fast
perfekten Mutterkuhrasse. In
diesen Eigenschaften, die bereits im 18. Jahrhundert wohl bekannt und
geschätzt waren, liegt im 21sten Jahrhundert der Schlüssel zum Erfolg für
die Zukunft. Sich
auf alte Tugenden besinnend versucht man, zusammen mit Slow Food
Deutschland den „Weideochse vom Limpurger Rind“ als Nischenprodukt den
Menschen und vor allem auch der guten Gastronomie näher zu bringen. Das
Slow Food Presidio (Förderkreis) Weideochse vom Limpurger Rind wurde 2009
in Zusammenarbeit mit der Züchtervereinigung Limpurger Rind e.V. gegründet
und arbeitet gemäß nachhaltiger und traditioneller Methoden in der Züchtung,
Haltung, Mast und Fleischreifung. Dazu wurden klare Qualitätskriterien
erarbeitet. Marketing und Vermarktung stellen dabei die Züchtervereinigung
vor große Herausforderungen. Der
Aufbau einer eigenen Internetseite, das Entwickeln einer Marke mit Logo,
Erarbeitung von Qualitätskriterien und die Sicherung des Erreichten, sind
nur ein Teil der Dinge, die die Mitglieder der Züchtervereinigung zu
erbringen haben, um in der Öffentlichkeit präsent zu sein und bekannt zu
werden. So
ist beispielsweise das Bereitstellen von geeigneten Tieren auf der seit
2007 jährlich stattfindenden Slow Food Messe in Stuttgart zu einem festen
Programmpunkt im Jahresablauf der Züchtervereinigung geworden. Öffentliche
Auftritte und der damit direkte Kontakt zur Bevölkerung ist ein absolutes
Muss, um für Akzeptanz und Bekanntheit zu werben. Lernort
Bauernhof - ein „Arche-Hof“ ganz anderer Art Die
Zukunft gehört unseren Kindern. Nichts ist so nachhaltig wie die Arbeit
mit unseren Kindern. Das Einbinden von Kindern, Schülern und Schulklassen
in den alltäglichen Umgang mit Tier und Natur ist wichtiger denn je. Das
Limpurger Rind als klassisches unverfälschtes Tier mit Hörnern, tollem
Charakter und Gutmütigkeit bei vor allem älteren Tieren, wird in jüngster
Zeit zum gefragten Lernobjekt. Limpurger
sind integriert, ob als Kuscheltier auf einem Ferienbauernhof, als
Schauobjekt auf einem „Lernort Bauernhof“ , als Milchrinder im
Zoologischen Garten Wilhelma in Stuttgart, als Museumstier im
Freilichtmuseum Wackershofen oder als Arche-Tier (im Sinne der GEH) auf
einem Schulbauernhof im Korntal bei Stuttgart. Rasse
des Jahres 2011 und viele andere Höhepunkte Waren
es 2010 die Slow Food Messe in Stuttgart, der Tag der alten Haustierrassen
im Hohenloher Freilandmuseum Schwäbisch Hall/Wackershofen,
Historischer Markt in Lautern/Ostalbkreis, Jungviehprämierung in
Wackershofen, das Landwirtschaftliche Hauptfest in Stuttgart, Salone del
Gusto in Turin, so sind es 2011 neben den immer wiederkehrenden
Veranstaltungen die Vorstellung auf der Grünen Woche in Berlin und die
nur alle 3 Jahre stattfindende Staatsprämierung in
Schechingen/Ostalbkreis und natürlich die besonderen Herausforderungen
als „Rasse des Jahres 2011“, die geplant und umgesetzt werden.
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Kontakt: GEH-Geschäftsstelle: Walburger Str. 2, D-37213 Witzenhausen, Tel: 05542/1864, Fax: 05542/72560, E-Mail: info@g-e-h.de - Internet: http://www.g-e-h.de Züchtervereinigung Limpurger Rind und GEH-Rassebetreuer: Dieter Kraft, Eckhartshäuser Str. 41, 74532 Ilshofen, Tel.: 07904/7007519, Email: Limpurger@Rind-BW.de, www.limpurger-rind.de
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