Die Gefährdete Nutztierrasse des Jahres 2016 Kurzfassung
Die
„Gefährdete Nutztierrasse des Jahres 2016 – Regionale Rinderrassen“ Das Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind, das Glanrind und das Original Braunvieh Regionale
Rinderrassen stehen im Jahr 2016 im Mittelpunkt um auf die Situation
gefährdeter Rassen aufmerksam zu machen. Sie sind an ihre jeweilige
Region gut angepasst und dort auch kulturell verwurzelt. Die GEH spannt
mit dem Original Braunvieh aus den Alpen, dem Glanrind aus dem
Mittelgebirge und dem Deutschen Schwarzbunten Niederungsrind aus dem
Tiefland und dem Küstengebiet einen deutschlandweiten Bogen durch die
vielfältige Kulturlandschaft durch die vielfältige Kulturlandschaft mit
ihren typischen Nutztierrassen. Damit soll darauf hingewiesen werden,
dass die Vielfalt in der Landwirtschaft akut bedroht ist.
In Deutschland stehen aktuell 133 Rassen auf der Roten Liste der
GEH. Original
Braunvieh, Glanrind und Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind verkörpern
den Rindertyp, der über Jahrhunderte das Überleben der Menschheit
gesichert hat: Zuverlässig und ausdauernd als Zug- und Arbeitstier vor
Pflug und Wagen, ergiebig in der Erzeugung wertvoller Milch aus dem
betriebseigenen Grundfutter, angemessen in der Erzeugung von Qualitätsfleisch
und bewährt bei der Bereitstellung von hofeigenem Dünger. Zur Erhaltung
der Rasse gilt es aktuell, die besonderen Werte und Eigenschaften der
alten Rinderrassen zu erkennen und auch in die heutigen Produktionskreisläufe
einzubeziehen. Die Stärken liegen in der Genügsamkeit der Tiere und
ihrer speziellen Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten. Die besonderen
Eigenschaften der jeweiligen Rasse empfehlen sie besonders für Betriebe
mit regional wirtschaftenden Kreisläufen, in der Erzeugung von Qualitätsprodukten
und der Beweidung extensiver Grünlandstandorte. Das Braunvieh stammt vom einem Rindertyp ab, der 2000 – 800 v. Chr. aus dem Kaukasus in den zentraleuropäischen Gebirgsraum kam. Die Zuchtarbeit begann vor etwa 600 Jahren in der Zentralschweiz. Von dort verbreitete es sich in die östliche Hälfte der Schweiz und in die angrenzenden Regionen. In Deutschland wird es auch heute noch vorwiegend im bayerischen und württembergischen Allgäu und im Südwesten von Oberbayern gehalten. Im 19. Jahrhundert gelangte das Braunvieh mit
Auswanderern nach Australien, Südafrika, Südamerika, Kanada und in die
USA. Dort wurde mit anderen Zielen weitergezüchtet. So entwickelte sich
in den USA ein großrahmiges Milchrind („Brown Swiss“), während in
Europa weiterhin der Dreinutzungstyp mit Arbeit, Milch und Fleisch im
Vordergrund stand. Im Zuge der Industrialisierung der Landwirtschaft änderten
sich die Marktbedingungen und Leistungsanforderungen, so dass 1965
entschieden wurde, Sperma der Rasse Brown Swiss einzusetzen, um die
Milchleistung zu steigern. Dadurch wurde der ursprüngliche
Dreinutzungstyp weitgehend verdrängt.
Die spezielle Anpassung an das Gebirgsklima und die Berglandwirtschaft
machen diese Rasse so einzigartig. In Deutschland
wurde ab 1988 zunächst durch private Rettungskäufe und dann 1992
mit staatlicher Unterstützung der Tierzuchtämter versucht, noch
vorhandene Tiere des alten Braunviehschlags aufzufinden und diesen Schlag
zu erhalten. Das Zuchtgeschehen hat sich vielschichtig entwickelt, so
stehen neben der reinen Erhaltungszucht vorsichtige züchterische
Bestrebungen, das Leistungspotenzial des Original Braunviehs in der
Milchviehhaltung zu nutzen und auszubauen. Zusätzlich bietet die
Mutterkuhhaltung eine weitere Möglichkeit, die positiven Eigenschaften
hinsichtlich Langlebigkeit, Fruchtbarkeit und Fleischleistung unter Beweis
zu stellen. Der Gesamtbestand des Original Braunviehs in Bayern und
Baden-Württemberg umfasst derzeit 569 Kühe und 23 Bullen, damit wird die
Rasse auf der Roten Liste der GEH als „stark gefährdet“ eingestuft. Das Glanrind wird seit 1820 in Rheinland-Pfalz und im Saarland gezüchtet. Seinen Namen verdankt es dem Flüsschen Glan, das durch diese Bundesländer fließt. Um 1900 wurde die Zucht durch die gezielte Einkreuzung von Simmentaler Bullen und Limpurger Rindern verbessert. Das so entstandene Glanrind war ein typisches Dreinutzungsrind mit gleicher Bedeutung von Milch, Fleisch und Arbeit, dass in den Mittelgebirgslagen beste Anpassung hat. Der flächendeckende Einsatz von reinen Milchkühen, der sinkenden Bedarf an tierischer Arbeitskraft und die Änderungen der bäuerlichen Strukturen bedingte den Niedergang des Glanrrindes. Mit der Gründung der GEH wurde ein neues Augenmerk auf die Rasse gelegt und ihre Erhaltung mit den noch vorhandenen Tieren ab dem Jahr 1984 begonnen. Passionierten Züchtern ist es zu verdanken, dass das Glanrind heute noch existiert. Die Züchter schätzen ihre genügsamen, ausdauernden und dabei charakterlich einwandfreien Rinder, die auf kargen Böden gute Futterverwerter sind und auch überständige Gräser und Kräuter sauber abfressen, so dass meist keine Nachmahd nötig ist. Durch diese Eigenschaften trägt das mittelrahmige und fruchtbare Glanrind zum Erhalt der natürlichen Vielfalt heimischer Grünlandstandorte bei. Der Bestand umfasst derzeit 826 weibliche und gut
106 männliche Tiere und wir damit auf der Roten Liste der GEH als
„stark gefährdet“ eingestuft. Das Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind (kurz DSN) stammt aus den fruchtbaren Nordseemarschen Frieslands. Dort wurde von Holland bis Dänemark bereits seit dem Mittelalter ein milchreiches Rind gezüchtet. Im Jahr 1876 wurde das erste Herdbuch in Sachsen gegründet. Zuchttiere dieser milchreichen Zweinutzungsrasse wurden immer wieder in andere Regionen verkauft. Mit den europäischen Einwanderern gelangte das DSN in die USA, wo wie beim Braunvieh die Milchleistung vordergründiges Zuchtziel wurde. So entstand das sogenannte Holstein Friesian Rind, während in Europa weiterhin ein knapprahmigeres Tier mit mittlerer Muskelfülle bei guter Milchleistung angestrebt wurde, das seine Leistung möglichst aus dem betriebseigenen Futter erbrachte. Die Anpassung an die feuchten, teils anmoorigen Weiden zeichnet diese Rasse aus. Als in den 1960er Jahren der Import von Futtermitteln preisgünstig möglich wurde und die Nutzung von Tiefgefriersamen den weltweiten Genetikaustausch ermöglichte, begann man in den alten Bundesländern mit der Einkreuzung von milchleistungsstärkeren Holstein Friesian. In der ehemaligen DDR war das DSN noch bis 1970 mit 90% die am stärksten vertretene Rasse. Dann wurde aber auch hier eingekreuzt: aus DSN mit Jersey und Holstein Friesian entstand das sogenannte Schwarzbunte Milchrind (SMR). Mit 4,16% Fett in der Milch liegt das DSN höher als die Holstein Friesian. Es erreicht eine durchschnittliche Milchleistung von 6800 kg bei 3,5% Eiweiß. Neben den hohen Milchinhaltsstoffen zeichnet sich das DSN durch eine gute Fruchtbarkeit aus, es verwertet eine grasbetonte Fütterung sehr gut. Allerdings gibt es in den neuen Bundesländern viele Betriebe, die wenig Interesse an der Reinzucht haben, echte Zuchtbetriebe gibt es nur eine Handvoll. Hier ist in den nächsten Jahren aufgrund von Betriebsaufgaben mit einem deutlichen Rückgang zu rechnen. Wichtig ist, auch für die Zukunft weiteres Interesse an der Reinzucht zu finden. Die DSN eignen sich für konventionelle Milchbetriebe ebenso wie für Biobetriebe, sie eignen sich für die Weidehaltung und sie können auch in der Mutterkuhhaltung genutzt werden. Mit 2730 Tieren steht das DSN aktuell in der Kategorie „gefährdet“ auf der Roten Liste der GEH. Wichtige
Ansprechpartner Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH), Walburger Str. 2, 37213 Witzenhausen, Tel.: 05542-1864, E-Mail: info@g-e-h.de, www.g-e-h.de Original Braunvieh GEH-Rassebetreuer, Helmut Königsperger, Hauptstr. 2, 87600 Kaufbeuren, Tel.: 08341-15853, E-Mail: amlex@allgaeu.org Allgäuer
Original Braunviehzuchtverein e.V., Andreas Bühler (Geschäftsführer),
Jung- Glanrind GEH-Rassebetreuer, Kurt Franck, Kaiser Str. 12, 67722 Winnweiler, Tel.: 06302/4839, Email: kfranck@online.de Lisa Anschütz, Arche-Hof Windeck, Eisenstr. 13, 51570 Windeck, OT Kohlberg, Tel.: 02292-951407, Email: lisa.anschuetz@t-online.de Glanrind-Züchterverband
e.V. Email: info@glanrindzucht.de, Doris Schmitt-Neumann, Weitersbacher
Hof, 66903 Ohmbach, Telefon: 06386-6496 Deutsches
Schwarzbuntes Niederungsrind GEH-Rassebetreuer und Verein zur Erhaltung und Förderung des Deutschen
Schwarzbunten Niederungsrindes e.V., Hans-Jürgen Euler, Wiesenweg 35,
36318 Schwalmtal, Tel.: 06638/355, Email: alex6662(at)t-online.de RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH, Lehniner Straße 9, 14550 Groß Kreutz (Havel), Tel.: 033207-533-0, info@rinderzucht-bb.de, www.rinderzucht-bb.de Genreserve Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind e.V., Postbergaer Weg 16, 04916 Herzberg OT, Tel. 03535-3048
|
|||||||||
Kontakt: GEH-Geschäftsstelle, Walburger Str.2, 37213 Witzenhausen, Tel: 05542-1864, Fax: 05542-72560, Email: info(at)g-e-h.de
|