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Schwerpunkt - Geflügel


Bergische Schlotterkämme


Bergische SchlotterkämmeHerkunft und Verbreitung

Die Bergischen Schlotterkämme zählen ebenso wie die Bergischen Kräher und die Krüper zu den ältesten deutschen Hühnerrassen. Sie existieren seit vielen hundert Jahren im Bergischen Land. Ursprünglich wurden sie nur in dem relativ kleinen Gebiet der alten Grafschaft Berg im Tal der Wupper gezüchtet. Die Bergischen Schlotterkämme entstanden aus der Vermischung von westeuropäischen Sprenkelhühnern mit spanischen Landschlägen. Der Ursprung der schwarzen Rasse ist ungeklärt. Fest steht jedoch, dass die Bergischen Schlotterkämme in ihrer Heimat in verschiedenen Farbschlägen unter verschiedenen Namen geführt wurden. So bezeichnete man die schwarz-weißgedobbelten vor über hundert Jahren in dem Dorf Holthausen als ”Holthauser Schimmel”, während die schwarz-gelbgedobbelten Bergischen Schlotterkämme in dem Dorf Kuchhausen unter der Bezeichnung ”Kuchhäuser Gelbe” gezüchtet wurden. Es gab früher rotbunte, silber- und goldhalsige, schwarze, weiße und gesperberte Tiere. Bis zum Jahre 1896 hatten sich daraus vier Farbschläge entwickelt: schwarz, schwarz-gelb, schwarz-weiß und gesperbert.

Der folgende Text über die Bergischen Schlotterkämme stammt von Ernst Rübenstrunk Jun. und erschien 1922 in dem Buch ”Deutsche Hühnerrassen”: ”Die Bergischen Schlotterkämme waren auf allen Bauernhöfen des Bergischen Landes, bei jeder Schwertschmiederei und bei jedem Schleifkotten anzutreffen. Am Sonntagmorgen machte man seinen Spaziergang zum benachbarten Freunde, der selbstverständlich dieselbe Rasse hielt. Da wurde von der Zucht gesprochen, Erfahrungen ausgetauscht und gehandelt. Mit Bruteiern ganz echter Tiere oder einem schönen Hahn zog man beglückt heimwärts. Gerade die gesperberten, die man heute kaum noch finden dürfte, erfreuten sich großer Beliebtheit. Sie wurden von ”unseren Alten” nicht gesperbert genannt, sondern ”Eulen” oder ”Uellen”. In der Zeit der Blüte fanden wir Schlotterkämme vor allem in der Gegend von Solingen, Höhscheid, Wald, Cronenberg, Remscheid, Wermelskirchen, Elberfeld-Hahnerberg. Heute sind sie aber selten geworden, wenn auch in den letzten Jahren viel zur Belebung der Zucht getan wurde. Über den Namen dieses Huhnes ist zu sagen, daß er auf Grund der langen, umliegenden Kämme der Hennen von unseren Vorfahren aufgebracht wurde, und dieser volkstümliche Name hat sich sehr gut eingebürgert und erhalten. Minorka und Kräherblut fließt in ihren Adern. Wie kam es, daß trotz aller Volkstümlichkeit und der besonderen Vorliebe der Bergischen für diesen Hühnerschlag eine Zeit kommen konnte, die ihn in seinem Bestand bedrohte? Die Antwort darauf zu geben ist nicht leicht, läßt sich aber finden, wenn wir den hauptsächlichen Ursachen nachgehen. Die so sehr gerühmte Fruchtbarkeit und die so vorzüglichen Eigenschaften dieses Huhnes, einem Ergebnis der Scholle, waren im Laufe der Zeit sehr zurückgegangen. Man rühmte früher die vielen und recht großen weißschaligen Eier. Als diese wohl infolge der im ganzen bergischen Lande immer wieder notwendig gewordenen Inzucht ausblieben, erlosch auch vielfach die Freude an der Rasse, die zudem recht schwierig aufzuziehen war. Man griff daher zu neuen Rassen, denen die Zeit durch die Mode recht günstig war. Auslandsware bevölkerte nach und nach mehr die Geflügelhöfe des Wuppergebietes und die Verdrängung der Bergischen Hühner ging Schritt vor Schritt. Die neue Generation war mehr auf das Neue eingestellt, die wenigen ”Alten” konnten die Rasse vor dem Zurückgehen nicht bewahren. Dazu kam, daß die industrielle Entwicklung den Liebhaberkreis auch noch einschränkte. Die als Liebhaber in Betracht kommenden Schleifer, Waffenschmiede und Eisenarbeiter mußten im Laufe der Zeit die Hausindustrie aufgeben und sich in den großen Fabrikunternehmen Arbeit suchen.  Dadurch mußten die Wohnplätze aufgegeben werden. Die einstmals selbständigen und von Selbstbewußtsein stolzen Kleinschmiede wurden als Fabrikarbeiter in den Städten zusammengedrängt, wo die Gelegenheit zur Betätigung ihrer Liebhaberei fehlte. Das wären die hauptsächlichen Gründe für den Rückgang.”

Merkmale und Eigenschaften

Die Rassebeschreibung der Bergischen Schlotterkämme aus dem ”Geflügelstandard” von 1991 beinhaltet diese Kriterien: Das Gewicht des Hahnes erreicht 2 bis 2,75 kg. Sein Kopf ist kräftig und breitscheitelig, sein Schnabel kräftig und hornfarben. Die Augen sind braunrot. Der Kamm des Hahnes ist einfach, aufrecht, übermittelgroß, nicht zu tief gezackt, mit gut ausgebildeter Fahne, die dem Nacken folgt ohne aufzuliegen. Die Ohrscheiben sind mäßig groß, länglich-rund und reinweiß. Zuviel Rot in den Ohrscheiben wird als Fehler gewertet. Die Kehllappen sind mittellang und gut abgerundet. Das Gesicht des Hahnes ist behaart, der Hals gedrungen und mit reichem Behang versehen. Die Brust soll tief angesetzt, voll und breit sein. Der Rumpf bildet eine breite, derbe, leicht abfallende Walzenform mit breiten Schultern. Der Bauch liegt voll und tief, der Rücken ist mittellang, sich wenig verjüngend, mit reichem Sattelbehang. Die langen Flügel sind hoch angesetzt und werden fest anliegend getragen. Der sehr reich entwickelte Schwanz wird im stumpfen Winkel getragen. Die Schenkel sind kräftig und fest befiedert, die Läufe sind mittellang und schieferfarben, bei den gesperberten Schlotterkämmen allerdings fleischfarben. Die Henne erreicht ein Gewicht von 1,75 bis 2,25 kg. Die Jahres-Eierleistung liegt im ersten Jahr bei 180, im zweiten Jahr bei 160 reinweißen Eiern. Das Bruteier-Mindestgewicht beträgt 55 g. Ein Bruttrieb ist nicht vorhanden. Von den äußeren Kennzeichen her entspricht die Henne dem Hahn, abgesehen von den geschlechtlich bedingten Unterschieden. Sie ist mehr waagerecht in der Haltung und hat einen sehr tiefen, vollen Bauch sowie einen umliegenden, schlotternden Kamm. Stehkämme gelten als schwere Fehler.

Herbert Wieden, 1. Vorsitzender der Vereinigung der Züchter Bergischer Hühnerrassen: ”Zur Legeleistung möchte ich noch hinzufügen, daß die oben genannten Ei-Zahlen aus alter Zeit stammen. Heute legen die Bergischen Schlotterkämme deutlich mehr, sie sind frohwüchsig und lassen sich leicht aufziehen. Sie sind wetterhart und brüten nicht. Sie lieben einen großen Auslauf, dann hat man Freude daran. Eine Herde schwarz-weißer Schlotterkämme auf grünem Gras ist so schön, dass Spaziergänger regelmäßig stehenbleiben um die Tiere zu bewundern.” Die zugelassenen verschiedenen Farbschläge sind die Schwarz-Gelbgedobbelten, die Schwarz-Weißgedobbelten, die Gesperberten und die Weißen. Die Dobbelung ist genetisch gesehen die gröbste Form der Säumung. Ihren Namen bekam sie von den Dobbeln eines alten Brettspiels. Dobbeln waren, ähnlich den kleinen Holzscheiben beim Mühlespiel, etwa fünf bis zehn Pfennig groß.

Aktuelle Situation

Bei einer Bestandserhebung des BDRG (Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter) im Jahr 2005 wurden 32 männliche und 161 weibliche Zuchttiere registriert.

 


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