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GEH - Rassekurzbeschreibungen Geflügel

Deutsches Langschan


Wilfried Windhorst

Mit der Geschichte der Langschan beschäftigten sich in der Rassegeflügelzucht anerkannte Werke. Der Beitrag von Prof. Dürigen in seinem Werk „Die Geflügelzucht“  stellt auf Grund der Details die m.E. am besten nachvollziehbare Darstellung der Herkunft der Langschan dar:

Danach wurde im Jahr 1872 dem englischen Major A.C.Croad ein Stamm schwarze Langschan (wegen der Rauhfüßigkeit mit den heutigen Croad-Langschan vergleichbar) übersandt. Die Langschan waren seinerzeit im „Langshan-Distrikt“ in Nordchina die das Landhuhn darstellende Rasse. Bereits im Jahr 1881 erfolgten die ersten Direktimporte dieser Langschan nach Kiel und Hamburg.

Wegen der Ähnlichkeit der Langschan mit den damals schon bekannten Cochin ergab sich ein Streit über den Rassewert der Langschan. Es ist wohl den Bemühungen des ersten Langschanzüchterclubs zu verdanken, dass die Langschan ab Mitte der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts vermehrt ihren Einzug in die Geflügelzucht halten konnten.

Unmittelbar nach dem Import der Langschan begann man mit der Erzüchtung der „glattfüßigen“ Langschan unter Einkreuzung von schwarzen Minorkas und schwarzen Plymouth-Rocks. Schon 1895 waren die glattfüßigen Langschan, die heutigen Deutschen Langschan, die dominierende Variante unter den Langschan. Dieses geht aus der Satzung des 1895 gegründeten „Clubs deutscher Langschan-Züchter“ (der Vorgängerorganisation des heutigen Sondervereines der Langschanzüchter) hervor. Der § 1 der Satzung lautete: Der Club deutscher Langschan-Züchter vereinigt die Züchter aller Farbenschläge der Langschanhühner, in erster Linie die Züchter schwarzer glattfüßiger Langschan.

Während die Croad-Langschan mehr und mehr in Vergessenheit gerieten (heute ebenfalls stark in ihrer Existenz gefährdet), erlebten die Deutschen Langschan einen regelrechten Aufschwung. So waren auf der 13. Nationalen Rassegeflügelschau 1909 in Hamburg 167(!) Deutsche Langschan zu sehen. Dieses hielt bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges an. Danach verlief die Entwicklung sowohl im Westen als auch im Osten gleichermaßen: Es ging stetig bergab mit der Verbreitung der Deutschen Langschan! So waren 1978/1979 nur noch vereinzelte Tiere auf den Rassegeflügelschauen zu sehen. Ab 1982 ist durch intensive Bemühungen des Sondervereines zwar ein mehr an Zuchten von Deutschen Langschan zu verzeichnen – den Status der stark vom Aussterben bedrohten Geflügelrassen  werden die Deutschen Langschan aber so schnell noch nicht ablegen können.

Seit Jahrzehnten wird nach einer kaum veränderten Musterbeschreibung gezüchtet, die das Aussehen wie folgt beschreibt: Die Deutschen Langschan sind ein hochgeselltes Huhn mit langem, gestrecktem Körper in etwas nach vorn geneigter Haltung und mit aufsteigender Rückenlinie.

Der geschilderte Gesamteindruck macht eines deutlich: Deutsche Langschan müssen hochgestellt und die Rückenlinie muss ansteigend sein! Die geforderte hohe Stellung der Deutschen Langschan wird durch zwei sich ergänzende Kriterien erreicht: zum einen durch einen langen Lauf und durch eine entsprechende (optische) Schenkelfreiheit. Zu beachten ist, dass das Verhältnis der Lauf- zur Schenkellänge gewahrt bleibt. Verändert sich die Lauflänge zu Gunsten der Schenkellänge, hat dieses negative Folgen auf die Beweglichkeit der Tiere. X- oder O-Beinstellungen sind die Folge und schränken damit die Beweglichkeit ein und führen zu Verlusten. Der gewünschte hohe Stand verlangt neben den vorgenannten züchterischen Aspekten aber auch Geduld bei der Aufzucht. Wer Deutsche Langschan in der Absicht füttert, dass sie in kürzester Zeit möglichst schnell wachsen und an Gewicht zulegen, wird, zumindest bei den Hähnen, höchstwahrscheinlich Schiffbruch erleiden. Die hohe Stellung verlangt, dass wir den Tieren ausreichend Zeit bei der Entwicklung des gesamten Skelettes geben. Nur dann haben wir  längerfristig Freude an vitalen, beweglichen Deutschen Langschan!

Die ansteigende Rückenlinie ist neben der hohen Stellung das Rassemerkmal der Deutschen Langschan überhaupt! Eine waagerechte oder gar abfallende Rückenlinie entwertet und macht aus Deutschen Langschan ein „Allerweltshuhn“! Zur ansteigenden Rückenlinie gehört, dass der tiefste Punkt des Rückens unmittelbar hinter dem Halsbehang gelegen ist und der Rücken dann ohne Absatz bis zur Schwanzspitze ansteigend verläuft. Wenn die Tiere dieses Rassemerkmal nicht nur im Auslauf, sondern auch im Ausstellungskäfig zeigen, sind sie besonders wertvoll.

Leuchtend rote Kopfpunkte, die im Verhältnis zur Gesamterscheinung eher klein wirken sollen, zeugen von besonderer Vitalität und machen das Erscheinungsbild besonders attraktiv. Alle weiteren Rassemerkmale haben keine Besonderheiten gegenüber anderen Hühnerrassen. Deutsche Langschan werden in den Farben schwarz, blaugesäumt, weiß und braunbrüstig gezüchtet. In allen Farbenschlägen sind die Läufe schwarz bzw. schieferblau und die Augenfarbe dunkelbraun.

Sie haben, sicher zum Leidwesen der reinen Ausstellungszüchter, sehr unterschiedliche Entwicklungszeiten. Während die Hennen bereits nach ca. 6 Monaten legereif sind, benötigen die Hähne zur vollendeten Ausbildung des Skelettes und des Federwerkes zwischen 10 und 12 Monate. Es ist für den Züchter sicher nicht einfach, zu einem bestimmten Tag sowohl ausgereifte und sich in voller Blüte befindliche  Hennen als auch Hähne zu präsentieren. Dieses mag ein Grund sein, weshalb sich nicht mehr Geflügelzüchter für die Deutschen Langschan entscheiden.

In der Musterbeschreibung wird das Gewicht mit 3 – 4,5 kg für den Hahn und 2,5 – 3,5 kg für die Henne angegeben. Diese Gewichte werden derzeit auch von allen Tieren erreicht - der Schlachtkörper hat letztlich ein Gewicht zwischen 1,7 kg und 3,5 kg.

Die Legeleistung der Deutschen Langschan schwankt zwischen 150 und 180 Eiern. Hierzu muss jedoch gesagt werden, dass die Fütterung der Hennen dabei von entscheidender Bedeutung ist, denn sie neigen schon zu einer schnellen Verfettung, wenn sie bei wenigen Bewegungsmöglichkeiten zu reichhaltig gefüttert werden. Und eine verfettete Langschanhenne wieder zum Legen zu bewegen, bedarf schon sehr viel Mühe.

Bei Zuchtstämmen von 1,4 bis 1,8 sind gute Befruchtungsergebnisse zu erwarten. Die Deutschen Langschan haben ihren Bruttrieb in einem guten Umfang bewahrt. Gleichwohl wird die Naturbrut nur sehr selten betrieben. Zum einen brüten Hennen meistens zu einem Zeitpunkt, der den Züchtern zu spät erscheint, und zum anderen haben die Hennen durch ihre Anatomie bedingt schon so manches Brutei zerdrückt und damit das gesamte Gelege unbrauchbar gemacht. Aber die Kunstbrut bietet hier eine sinnvolle Alternative! Die Aufzucht der Küken ist problemlos, auch mit handels-üblichem Futter. Die zuvor schon beschriebene Zurückhaltung bei der Fütterung, d.h. der Verzicht auf mastähnliches Futter, ist allerdings zu beachten. Selbst bei noch frischen Temperaturen nutzen die Küken und Jungtiere frühzeitig die Gelegenheit des Auslaufes und entwickeln einen robusten und vitalen Allgemeinzustand.

Deutsche Langschan sind gegenüber ihren Betreuern zutraulich und haben ein insgesamt ruhiges Wesen. Ihre Flugfähigkeit zeigen sie nur bei besonderer Aufregung – ein Zaun in Höhe von 1,50 m ist daher ausreichend.

Die Zuchtbestandsmeldungen des BDRG haben seinerzeit dazu geführt, dass die Deutschen Langschan auf der Roten Liste als „stark gefährdet“ eingestuft wurden. Auch bei der GEH erscheinen sie auf der Roten Liste. Im Interesse der Rasse ist es sinnvoll und notwendig, dass beide Organisationen ihre diesbezüglichen Aktivitäten bündeln, denn sie haben ein gemeinsames Ziel: eine alte Rasse vor ihrem gänzlichen Aussterben zu bewahren. Interessenten an Deutsche Langschan können sich jederzeit bei mir melden. Ich werde auch bei der Beschaffung von Tieren bzw. Bruteiern behilflich sein.
Ein Informationsservice der GEH e.V.
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