Die Ergebnisse

 

Distanzmatrix für die untersuchten Populationen auf der Basis des Distanzmaßes Nei's Standard genetic distance  DNS.

(Unter "Nei's Standard genetic distance" versteht sich eine statistische Größe, mit der genetische Distanzen berechnet bzw. beschrieben werden. Je größer der Wert zwischen zwei Populationen ist, desto mehr unterscheiden sich diese. In der betrachteten Rassengruppe ist der Unterschied zwischen Tschechischem Rotvieh und Gelbvieh mit 0.3736 am größten, während sich die modernen Anglerpopulationen in Schleswig-Holstein und Hessen/Nordrhein-Westfalen mit einer Distanz von 0.067 am wenigsten unterscheiden. Tabelle

Da nun eine Distanzmatrix, zumindest auf den ersten Blick, nicht sehr aussagekräftig erscheint, lassen sich die Ergebnisse natürlich auch in einem Schaubild visualisieren.

Ausgehend von der in Tabelle 4.3 dargestellten Distanzmatrix wurde mittels eines Rechenverfahrens ein sogenannter phylogenetischer Baum rekonstruiert. Dieser zeigt nun die Distanzen zwischen Rassen ganz einfach durch die Länge der die jeweiligen Populationen im Schaubild verbindenden Linien.

Auch konnte mittels eines Verfahrens (Neighbor-Joining-Methode) dargestellt werden, welche Populationen sich relativ zu anderen untersuchten Populationen sehr nahe stehen, und somit eine Gruppe (ein Cluster) bilden.

 

Abb.: Sog. "rekonstruierter phylogenetischer Baum" für die dreizehn Teilpopulationen auf der Basis der Distanzmatrix mit "Nei's Standard genetic distance (DNS)" unter Verwendung der "Neighbor-Joining-Methode". Da die unterschiedliche Stichprobengröße evtl. zu Verfälschungen des Ergebnisses führt, wurde dieser Umstand ebenfalls berücksichtigt und durch ein Verfahren eine Bereinigung hergestellt (100 Bootstrap-Samples mit jeweils 64 Beobachtungen pro Teilpopulation).

Aus der Darstellung sind drei klare Gruppenbildungen zu erkennen:

  • Die 'Gelbviehgruppe' mit LIMP, GLAN und GELB

  • Das Rote Höhenvieh mit RHHE, WERO, HARO und HRTH

  • Das Rote Niederungsvieh/Angler mit AASH, AMSH und ANDE

Die verbleibenden Rassen (PORO, VOLA und TSCH) werden nicht eindeutig zugeordnet, sondern liegen zwischen diesen drei Rasseblöcken.

Darüber hinaus, und gerade das ist einer der für die Züchter interessanten Aspekte, konnte sehr eindrucksvoll bewiesen werden, dass es ebenfalls möglich ist, auf der Basis einer molekulargenetischen Typisierung eines Einzeltieres, dieses mit einer bestimmbaren Sicherheit einer Population zuzuordnen. Dabei wird das Ergebnis der molekulargenetischen Typisierung eines Einzeltieres den Ergebnissen gegenübergestellt, wie sie für die jeweilige Population charakterisierend sind. Je höher der Grad der Übereinstimmung ist, um so höher ist die Wahrscheinlichkeit der Zuordnung des untersuchten Tieres zur Population. Dabei zeigte sich, daß bis auf wenige Ausnahmen, und dabei handelte es sich dann tatsächlich um Kreuzungstiere, bzw. Tiere, die auch aufgrund ihres Pedigrees nicht eindeutig zuzuordnen waren, die untersuchten Tiere meist zu über 97 %, in vielen Fällen zu 100 % der Population zuzuordnen waren, in der sie auch tatsächlich züchterisch geführt wurden.

Damit konnte gerade für das Rote Höhenvieh ein weiterer interessanter Fragenkomplex geklärt werden. Das heutige Rote Höhenvieh hat sich zwar seit nunmehr über 15 Jahren seinen Platz in der deutschen Tierzucht zurückerobert und ist zu einem festen Begriff geworden. Dennoch muss immer wieder daran erinnert werden, dass es sich dabei doch eher um eine "Konservierung von Restgenetik" handelt. Es kamen also immer wieder Tiere zum Zuchteinsatz, deren dokumentierte Herkunft und Genetik manchmal etwas lückenhaft war - gewisse Zweifel über die Identität und Rassezugehörigkeit dieser Tiere gab es schon hier und da. Um so erfreulicher ist es für die züchterisch Verantwortung tragenden Organisationen des Roten Höhenviehs, dass gerade bei Einzeltieren, deren Identität oft nicht exakt nachzuweisen war, deren Exterieur und Historie sie jedoch zu sehr wichtigen Tieren zeichneten, dass gerade für diese Tiere der molekulargenetische Nachweis der Zugehörigkeit zum Rasseblock "Rotes Höhenvieh" geführt werden konnte.


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